Dorfentwicklung: Dorfgemeinschaft Maldingen eröffnet Dorfplatz mit Streuobstwiese am Bahndamm
Die Ortschaft Maldingen ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Dorfentwicklung, die 2011 mit der Teilnahme am Dorfwettbewerb „Unser Dorf soll Zukunft haben“ so richtig Fahrt aufgenommen hat. Seitdem wurden viele tolle Projekte angestoßen, die die Dorfgemeinschaft enger zusammenrücken ließen. Am vergangenen Samstag wurde mit der Einweihung des Dorfplatzes und der angrenzenden Streuobstwiese ein weiterer Mosaikstein gesetzt.
Von Gerd Hennen
Maldingen ist in Sachen Dorfwettbewerb ein klassischer Wiederholungstäter, denn nach der ersten Teilnahme 2011 folgte 2013 bereits die zweite Teilnahme, bei der das Dorf zum Sieger gekürt wurde.
Die Geschichte der Maldinger Bahn ist wenig bekannt.
2019 folgt die dritte Teilnahme und Ministerin Isabelle Weykmans (PFF) hat Maldingen für die Teilnahme am „Europäischen Dorferneuerungspreis“ 2022 nominiert. „Insgesamt fünf Bewerbungen in zehn Jahren, davon drei in der DG und zwei begleitet von einer hochkarätigen internationalen Jury sind schon eine tolle Leistung, die zeigt, dass den Mal dingern ihr Dorf und der innere Zusammenhalt wichtig sind“, so Arthur Jodocy von den Ländlichen Gilden.
Die Dorfgruppe besteht aus über 20 engagierten Einwohnern. Als wichtigen neuen Impulsgeber sehen die Protagonisten die im Jahr 2021 stattgefundene „Zukunftskonferenz“ mit den beiden Dorfentwicklungskoryphäen Dr . Ute Fischer-Gräde und Prof. Dr. Henning Bombeck von der Universität Rostock. „Nach 14 Jahren aktiver Arbeit war es an der Zeit, innezuhalten. Wir wollten uns aber nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern haben gleich neue Perspektiven für di e Zuk unft unseres Dorfes aufgezeigt“ , so Hansi Krings von der Dorfgruppe. Zwei der seit 2011 angedachten Projekte waren die Gestaltung eines Dorfplatzes sowie die Renaturierung und Landschaftspflege im Bereich des alten Bahndamms. Beide Projekte konnten in den letzten Wochen und Monaten endlich abgeschlossen werden.
Selbst viele Einheimische kannten die Geschichte der Maldinger Bahn bisher nicht und zeigten sich von dem Projekt regelrecht begeistert. „Hier spürt man Zeitgeschichte hautnah“, so der Tenor. Die Eisenbahnlinie St. Vith-Gouvy wurde im Ersten Weltkrieg als klassische Nachschublinie für die in Nordfrankreich kämpfenden preußischen Truppen gebaut. Sie galt als die kürzeste Verbindung zwischen Berlin und Paris. Die rund 20 Kilometer lange Strecke war zweigleisig und verlief schnurgerade durchs Gelände, was hohe Dämme, tiefe Einschnitte und zahlreiche Brückenbauwerke erforderte. Die Bahnhöfe Crombach, Weisten, Maldingen und Beho lagen weit außerhalb der Ortschaften, da sie nicht in erster Linie dem Personenverkehr dienen sollten. Die Bauphase dieses Mammutprojekts dauerte von 1915 bis 1917. Ab 1920 verkehrten täglich Personenzüge im Ringverkehr auf der Strecke Vielsalm-Born-St. Vith-Gouvy-Vielsalm, und auch der Güterverkehr wurde aufgenommen. Mit dem Ende der Reparationstransporte 1925 verlor die Strecke in ternational an Bedeutung, so dass ein Gleis abgebaut wurde und fortan nur noch „Schienenbusse“ zwischen St.Vith und Gouvy verkehrten.
Der Zweite Weltkrieg brachte wieder mehr Verkehr auf die Strecke, aber im Zuge der Ardennenoffensive wur den zahlreiche Brücken zerstört. Trotz einiger provisorischer Brücken wurde der Personenverkehr 1952 endgültig eingestellt, und auch der Güterverkehr kam langsam zum Erliegen. 1963 wur de die Strecke Gouvy-Maldange endgültig stillgelegt. „Es ist schon erstaunlich, mit wie viel Engagement und finanziellen Mitteln diese Strecke lediglich aus militärischen Gründen gebaut wurde“, so Jakob Thommessen.
War das Bahngelände früher ein geschäftiger Verkehrsknotenpunkt, so soll es heute Ruhe und Entspannung symbolisieren. Neben einer Picknickbank kann der Besucher ein kurzes Gleisstück bewundern und sich auf einer vom Geschichtsverein „Zwischen Venn und Schneifel“ gestifteten historischen Schautafel über die Besonderheiten der Maldinger Bahngeschichte informieren. Bürgermeisterin Marion Dhur und Freddy Genten von der König-Baudouin-Stiftung, dem Hauptsponsor des ehrgeizigen Projekts, durchschnitten das Band unter dem Applaus der Dorfbevölkerung. Auch an die Fußballfans des AFC Maldingen wurde gedacht, denn die Wegweiser weisen in Richtung der bekannten Fußballvereine.
Zu besonderen Anlässen Bäume pflanzen
Zusätzlich sorgt eine Streuobstwiese für Aufwertung. „Die Planung ging zügig voran, aber diesmal brauchten wir schweres Gerät, um alles herzurichten“, erinnert sich Hansi Krings. Nach fachkundiger Beratung durch den angehenden Landschaftsarchitekten Chris Maus übernahm die Dorfgruppe die Pflanzung verschiedener alter Apfel-, Birnen- und Mirabellensorten, während die Gemeinde den steilen Hang mit Vlies gegen Wildwuchs sicherte. „Elf Obstbäume wurden gepflanzt und wir haben noch Platz für weitere elf.“ Zu besonderen Anlässen wie Vereinsjubiläen, Goldenen Hochzeiten oder Geburtstagen können die Bewohner eigene Bäume pflanzen. Die entsprechende Plakette wird von der Dorfgruppe gesponsert. „Lena und Paul Hoffmann-Lenges haben anlässlich ihrer Eisernen Hochzeit den Anfang gemacht und wir würden uns freuen, wenn sich der Platz in den nächsten Jahren füllen würde.“
Foto oben: Bürgermeisterin Marion Dhur und Freddy Genten von der König-Baudouin-Stiftung
hatten die Ehre, den neuen Dorfplatz an der Bahn in Maldingen offiziell seiner Bestimmung zu übergeben
Eine Streuobstwiese sorgte für eine zusätzliche Aufwertung an der Maldinger Bahn.
Quelle: Grenz-Echo 16.07.2024
Last modified: Juli 24, 2024