Am Sonntagnachmittag wurde Maldingen zum Sieger des Dorfwettbewerbes 2013 gekürt (siehe Grenz- Echo vom gestrigen Montag). Die zehnköpfige Jury hatte die Entscheidung nach langen Diskussionen getroffen.
Der Sieg und die Platzierungen seien eher zweitrangig, sagte Koordinator Carlo Lejeune. Vielmehr gehe es um eine gezielte und nachhaltige Standortanalyse, durch die die eigentliche Dorfentwicklung ermöglicht werde. „Natürlich ist es wichtig, dass die einzelnen Dorfgruppen und Kommissionen ihre Ortschaft von der Schokoladenseite präsentieren. Doch die Stärken- Schwächen-Analyse deckt so manches Problem auf, das mit vereinten Kräften, Engagement und vor allem Kreativität oft schnell gelöst werden kann.“
Natürlich herrschte in Maldingen am Sonntagnachmittag großer Bahnhof und vor allem große Freude über den Sieg. Der Bezirksleiter der Ländlichen Gilden, Gerd Brüls, brachte es auf den Punkt: „Heute gibt es keine Verlierer, nur Gewinner. Alle Dörfer haben sich hervorragend präsentiert“. Auch habe man bei den sogenannten Wiederholungstätern, die bereits mehrmals am Wettbewerb teilgenommen haben, deutliche Fortschritte in der Dorfentwicklung feststellen können.
Der Juryvorsitzende Dr. Michael Schaloske unterstrich in seinem Fazit ebenfalls die Qualität aller Bewerber und bescheinigte den Akteuren vor Ort eine Reflexion über die Zukunft ihres Dorfes auf beachtlich hohem Niveau. „Wir haben eine deutliche Steigerung in der Qualität der Bewerbungen, aber auch einen ausgeprägten Gemeinsinn feststellen dürfen, der ja für eine erfolgreiche und langfristige Dorfentwicklung unabdingbar ist“, so der Geodät aus Nordrhein-Westfalen. Die Jury habe zudem feststellen können, dass die Teilnehmer den Dorfwettbewerb als wichtigen Impulsgeber für die mittelund langfristige Dorfentwicklung akzeptiert hätten. „Wir haben deutlich gespürt, dass der kurzfristige Erfolg nicht das Ziel dieser Menschen ist, sondern dass sie sich herausfordern lassen, die weitere gemeinsame Suche nach Zukunft im Dorf in den Vordergrund zu stellen.
Als allgemeines Manko der besuchten Dörfer nannte Dr. Schaloske das nicht veräußerbare freie Bauland. „Wir haben festgestellt, dass unterschwellig über dieses Thema zwar geklagt, aber auf breiter Basis kaum diskutiert wird. Wir möchten anregen, dieses Thema verstärkt in die öffentliche dörfliche Diskussion zu bringen und die Scheu zu überwinden, die Problematik anzusprechen.“
Für Ministerin Isabelle Weykmans stellt der Gemeinsinn in Ostbelgien die Lösung vieler Probleme dar. Die DG sei zwar in Bezug auf die Dorfentwicklung nicht direkt zuständig, doch sei es wichtig, diese Partizipationskompetenzen auf breiter Ebene zu unterstützen, um die Regionalentwicklung voranzutreiben. Bei möglichen Kompetenzübertragungen der Bereiche Urbanismus und Wohnungsbau an die DG seien die in solchen Wettbewerben und Studien gewonnenen Erkenntnisse sehr wichtig, so Weykmans.
Jakob Thommessen vom Dorfkomitee Maldingen war natürlich glücklich mit der Entscheidung. Seinen Dank sprach er in Reimform aus: „Maldingen: hier zu leben ist es uns wert – dieser Leitspruch hat ich heute bewährt.“ Die Dorfgemeinschaft erkannte auch die große Verantwortung, die dieser Preis mit sich bringt: „Dieser Erfolg ist lediglich ein Etappensieg. Wir stehen nun in der Pflicht, die begonnene Dorfentwicklung mit kleinen Schritten umzusetzen“, so Jakob Thommessen.
Externe Evaluation hat Teilnahme schon lohnend gemacht.
Ähnlich positiv äußerte sich auch Claudine Kohnenmergen- Kalbusch von der Dorfgemeinschaft Lascheid-Richtenberg , die in diesem Jahr zum ersten Mal am Dorfwettbewerb teilnahm, bereits vor der Resultatsverkündung am Sonntag: „Wir haben heute aus berufenem Mund erfahren, dass wir mit unserer Dorfentwicklung auf dem richtigen Weg sind. Die Anmerkungen werden uns sicher weiterbringen. Diese externe Bewertung durch ausgewiesene Experten hat unsere Teilnahme schon lohnend gemacht“.
Bürgermeister Joseph Maraite bezeichnete die teilnehmenden Ortschaften Lascheid/ Richtenberg und Maldingen als Paradebeispiele dafür, dass mit Engagement und Zielstrebigkeit eine intakte Dorfgemeinschaft kreiert werden könne.
„Hier sollen sich die übrigen 19 Ortschaften eine Scheibe von abschneiden“. Nach der offiziellen Übergabe der Siegertafel, die fortan am Ortsein- und ausgang auf die Schönheit und Eigenheit Maldingens hinweisen wird, versammelte sich die Festgemeinde im Dorfhaus zu einem gemütlichen Umtrunk. Am Sonntagnachmittag wurde Maldingen zum Sieger des Dorfwettbewerbes 2013 gekürt (siehe Grenz- Echo vom gestrigen Montag). Die zehnköpfige Jury hatte die Entscheidung nach langen Diskussionen getroffen. VON GERD HENNEN
Dorfwettbewerb: Jury machte es sich mit der Entscheidung nicht leicht – Ausschlaggebend war enorme Vereinsaktivität und Reflexion „Gibt keine Verlierer, nur Gewinner“ Maldingen Strahlende Sieger: Die Tafel wird künftig an den Ortseingängen auf die positive Bewertung Maldingens hinweisen. Jakob Thommessen vom Dorfkomitee sieht in dem Preis auch eine Verantwortung.
* Die Ortschaft Maldingen nahm nach 2011 zum zweiten Mal am Dorfwettbewerb teil und wurde diesmal zum Sieger ernannt. „Es war dieses Mal besonders schwierig, sodass ich Maldingen eher als ersten Gewinner bezeichnen möchte“, stellte Juryvorsitzende Dr. Michael Schaloske klar.
* Ausschlaggebend für den Sieg war die enorme Dorfaktivität mit einer beispielhaften Vereinsdichte. Besonders wurde dabei die Koordination zwischen den einzelnen Vereinen deutlich. So werden verschiedene Projekte gemeinschaftlich geplant und durchgeführt.
* Die Jury stellte auch ein großes Bürgerengagement in einem beständigen Nachdenken über die Zukunft des eigenen Dorfes fest. Diese kontinuierliche Reflexion sei über Jahre gewachsen und schließlich in ein zukunftsfähiges Konzept eingeflossen.
* Die seit einigen Jahren praktizierte Stärken-Schwächen- Analyse habe zudem zu einem hohen Problembewusstsein geführt. „Daraus wurde ein Leitbild mit breit gefächerten Zukunftsthemen entwickelt, das in kleinen Schritten umgesetzt wird“, erklärte Dr. Schaloske.
* Maldingen habe klare Prioritäten mit einem entsprechenden Zeitplan gesetzt ohne sich in der Umsetzung zu verzetteln oder gar das Ziel aus den Augen zu verlieren.
* Bestes Beispiel sei die Regionalstraße, die als Trennung des Dorfes angesehen wurde und von der Dorfbevölkerung im Konsens mit den zuständigen Behörden thematisiert werden konnte. Eine Kompromisslösung befindet sich in der Ausarbeitung.
* Auch habe das Dorfkomitee sich für einen bewussteren Umgang mit dem historischen Erbe eingesetzt.
* Eine gesunde dörfliche Wirtschaftskraft ohne Betriebsabwanderungen nach Luxemburg, eine gesicherte Grundversorgung vor Ort sowie eine beispielhafte Heranführung der Kinder an ökologische Themen gaben schlussendlich den Ausschlag für den Sieg Maldingens.
* Wahrscheinlich im September wird die Preisverleihung zum Dorfwettbewerb in Maldingen stattfinden. Dabei wird auch eine ausführliche Informationsbroschüre über den Dorfwettbewerb 2013 präsentiert.
* Im Herbst wird eine Exkursion zu guten Beispielen in die Niederlande führen, die allen Interessenten offen steht.
* Für die Teilnehmer sowie andere interessierte Dörfer besteht bis zum nächsten Dorfwettbewerb 2015 die Möglichkeit, Moderation bei den Ländlichen Gilden für ihre Projekte oder für die nächste Teilnahme anzufragen. * Maldingen wird die DG im Europäischen Dorfwettbewerb 2014 vertreten und an der Preisverleihung im schweizerischen Graubünden teilnehmen.(gh)
Quelle: Grenz-Echo 18.06.2013
Im Rahmen des Dorfwettbewerbs „Unser Dorf soll Zukunft haben“, der seit zehn Jahren von den Ländlichen Gilden im Auftrag der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft ausgerichtet wird, galt es am vergangenen Freitag das diesjährige ostbelgische Siegerdorf Maldingen zu feiern.
In einem Festzelt hatten sich sowohl politische Honoratioren als auch zahlreiche aktive und in den Dorferneuerungsprozess involvierte Bürger zusammengefunden, um die erfolgreiche Teilnahme an diesem doch bedeutenden Wettbewerb Revue passieren zu lassen.
Der Dorfwettbewerb findet im Zweijahresrhythmus statt und zielt darauf ab, den Bürgern die Augen zu öffnen, damit interne Schwächen und Probleme in Eigendynamik und Harmonie gelöst sowie Stärken noch besser hervorgehoben werden können.
Wettbewerb ist für Teilnehmer vor allem eine Standortbestimmung.
„Wenngleich der Name Wettbewerb gewählt wurde, handelt es sich keineswegs um einen verbissenen Kampf auf Biegen oder Brechen, sondern vielmehr um eine von internationalen Fachleuten begleitete Standortbestimmung, mit der eine zukunftsorientierte Dorfentwicklung mit lokalen Akteuren bewerkstelligt werden kann“, so die Einschätzung von Gerd Brüls von den Ländlichen Gilden.
Neben dem Siegerdorf Maldingen hatten sich ebenfalls die Ortschaften Hergenrath, Herresbach, Hünningen/Büllingen, Lascheid/Richtenberg, Mürringen und Schönberg der Fachjury um Kommissionsleiter Michael Schaloske gestellt. Dabei konnten einige Feststellungen gemacht werden, die eine kontinuierliche Verbesserung der Lebenssituation und der Lebensqualität in den Ortschaften Ostbelgiens untermauern. So sei die Qualität der eigentlichen Präsentation in den vergangenen sechs Wettbewerben stets gestiegen und die Reflektion über die Zukunft des eigenen Dorfes finde auf einem beachtlich hohen Niveau statt. Als wesentliche Trümpfe nannte die Jury zudem den ausgeprägten Gemeinschaftssinn, der als Motor der positiven Dorfentwicklung ausgemacht wurde. Ferner sei durch die externe Analyse auch ein Prozess der Veränderung begonnen worden. Alle Dörfer hätten erkannt, dass der Weg das eigentliche Ziel darstelle und die Dorfentwicklung ein mittel- und langfristiger Prozess ist, bei dem ein langer Atem erforderlich sei. Somit sei die Analyse ein wichtiger Impuls für aktive Dörfer, sich auf den Weg in eine bessere Zukunft zu machen.
Ausschlaggebend für den Sieg Maldingens war nach Aussage der Jury das hohe Maß an Problembewusstsein sowie das gute Leitbild. Aus dieser Analyse sei ein gut durchdachter Aktionsplan mit klaren und vor allem realistischen Prioritäten entstanden, der mit hohem Bürgerengagement und die Bereitschaft, Fachkompetenz in die Prozesse mit einzubinden, bereits erste Erfolge feiern konnte.
So konnte beispielsweise eine Dorftränke sowie der Eingangsbereich der Kirche in Eigenregie hergestellt werden, was neben der Zusammenarbeit innerhalb der Dorfgemeinschaft vor allem die hohe Sensibilität der Bürger für alte und auch für neue Bausubstanz widerspiegelt. Auch im Bereich der Verkehrssicherheit sind Verbesserungen festzustellen. „Wenngleich der Wettbewerb einen Sieger hervorbringen müsse, der die DGFarben beim Europäischen Dorfwettbewerb 2014 im schweizerischen Vals vertreten wird, können alle teilnehmenden Ortschaften als Gewinner bezeichnet werden“, so Gerd Brüls weiter.
Auch für den Verantwortlichen des Maldinger Dorfkomitees, Jakob Thommessen, war die Siegerehrung nur der Beginn eines gerade begonnenen Abenteuers, auf das sich die Mitbewohner voller Elan und Dynamik eingelassen haben. „Unsere Geselligkeit und unsere Harmonie werden uns für die Zukunft ermutigen und die verschiedenen Generationen in Schwung halten. Somit bleiben wir auch weiterhin unserem Slogan „Hier zu leben ist es uns wert!“ treu und werden weiter versuchen, diese Wertschätzung in Zukunft noch zu steigern“, erklärte Thommessen in Versform.
Das Dorfkomitee freut sich über neue Mitstreiter in seinen Reihen.
Zeichen für einen weiteren Aufschwung sei zweifelsohne die personelle Aufstockung des Dorfkomitees, das sich die Analyse und Verbesserung der Themenbereiche Infrastruktur, Soziales, Ökologie, Vereinswesen und Wirtschaftsförderung auf die Fahne geschrieben hat. Auch die neu geschaffene Internetpräsenz (www.maldingen.be) untermauert seit einiger Zeit den „lebenswerten Dorfcharakter“. „Wir haben den Prozess begonnen und müssen nun stets aktualisieren, nachbessern, uns neu orientieren, ohne aber aus den Augen zu verlieren, dass der Mensch im Mittelpunkt unserer Bemühungen stehen muss“, so Jakob Thommessen abschließend. Kulturministerin Isabelle Weykmans lobte das Engagement der Bürger, sich konkret Gedanken über die Zukunft und die Entwicklung ihrer eigenen Ortschaft zu machen. „Durch dieses Sich-Auseindersetzen können Probleme begutachtet und mitunter völlig neu beurteilt werden, so dass Lösungen einfacher zu finden sind.
Die DG ist ein ländliches Gebiet mit über 140 Ortschaften. Dorfentwicklung stellt unweigerlich auch die Basis für eine gesunde Entwicklung der gesamten Region dar“, so die Ministerin. Nur von der Basis aus könnten auch europäische Herausforderungen wie beispielsweise Mobilität, die soziale Entwicklung, die Wirtschaft und auch die Kultur gemeistert werden. „Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass wir unser 2008 begonnenes regionales Entwicklungskonzept dank dieser Arbeit an der Basis bis zum Jahre 2025 erfolgreich vorantreiben.“ Unabdingbar für den Erfolg seien hier aber die Partizipation und die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich auf Alternativen einzulassen, erklärte Isabelle Weykmans.
Auch Dr. Carlo Lejeune bezeichnete den Dorfwettbewerb in seiner Vorstellung als wichtigen Impulsgeber, um die anstehenden Herausforderungen der Zukunft in Gemeinschaftlichkeit zu meistern und verglich die Dorfentwicklung mit dem Besteigen eines Berges: „Es gibt Weggabelungen, wo man sich für eine Richtung entscheiden muss, es gibt mühsame Anstiege, die dem Bergsteiger wirklich alles abverlangen und es gibt auch Irrwege, die zwischenzeitlich zu einer Umkehr und einer Neuorientierung auffordern. Schlussendlich aber wachse der Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfelkreuz“, meinte Dr. Carlo Lejeune.
Das Siegerdorf Maldingen bekam aus den Händen des ÖKLE-Vorsitzenden Jérôme Gennen einen Scheck in Höhe von 900 Euro überreicht, bevor Ministerin Isabelle Weykmans allen „Gewinnern“ die Ehrenurkunde aushändigte.
Im schweizerischen Vals beim europäischen Dorfwettbewerb
Der Festakt in Maldingen wurde musikalisch durch den Königlichen Musikverein „Echo vom Hochtumsknopf“ sowie den Königlichen Männerchor „St. Johann“ untermalt. Die Schulkinder sowie die Theatergruppe „Fröhliche Runde“ boten weitere kurzweilige Einlagen, bevor Monique Kelleter vom Siegerdorf 2011 aus Walhorn ihre Eindrücke der Teilnahme am Europäischen Dorfwettbewerb vermittelte. „Monique Kelleter hat wirklich Lust auf mehr gemacht und wir können sicher auch von Maldingen noch einiges erwarten“, meinte Gerd Brüls abschließend. Maldingen wird 2014 am europäischen Dorfwettbewerb im schweizerischen Vals teilnehmen und im Kreis von über 1.000 Dorfaktivisten aus 30 europäischen Regionen unter dem Motto „besser leben“ für die Deutschsprachige Gemeinschaft als Botschafter der Dorfentwicklung fungieren. Weitere Infos: Ländliche Gilden – Verein für Bildung Dorf und Land VoG. Malmedyer Straße, 63 4780 St.Vith, Tel. 080/41 00 60, www.dorfwettbewerb. be, Email: gerd.bruls @bauernbund.be
Quelle: Grenz-Echo 09.09.2013