Maldingen
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Bericht Theater

Pressetext: Miss Marple ermittelt im „Rittersturz“

Theatergruppe „Fröhliche Runde“ Maldingen feierte am Wochenende Premiere – Sieben Aufführungen am „Moljer Bahnhof“

Wenn es um ostbelgisches Theater in Mundart geht, führt zweifelsohne kein Weg an den Theaterfreunden der „Fröhlichen Runde“ aus Maldingen vorbei. Seit Jahren wissen die Laiendarsteller aus „Moljen“ unter der Regie von Bruno Lenges ihr Publikum zu begeistern. Keineswegs verwunderlich also, dass auch in diesem Jahr sieben Aufführungen stattfinden, die allesamt nach kürzester Zeit ausverkauft waren.  Von Gerd Hennen

Im Hotel „Rittersturz“ geht es drunter und drüber.

Die Premiere der Krimikomödie in drei Akten „Fanny kann’s nicht lassen!“ aus der Feder von Beate Irmisch in einer Mundart-Adaptation der „Moljer Theaterfreunde“ im Saal Christa Gennen erwies sich für die „Fröhliche Runde“ als willkommene Herausforderung, der sich die Laiendarsteller gerne stellten und die sie auch bravourös meisterten. Ein großes Kompliment verdient hierbei sicherlich Regisseur Bruno Lenges, der das Erbe des unvergessenen Joseph Mausen mit großem Einfühlungsvermögen fortsetzt und jede Rolle treffend besetzte. Diese Dynamik und dieser Elan zeigten auch in diesem Jahr weitere Früchte, sodass mit Dirk Hoffmann ein weiteres Nachwuchstalent integriert werden konnte, der die Truppe für die Zukunft breiter aufstellt.

Traditionell wurde der lustige Dreiakter durch einen Video- Trailer, der von Hermann Veithen produziert wurde, eingeleitet. In diesem Jahr gaben sich die Filmemacher besonders große Mühe, sodass selbst Sterneköchin Ricarda Grommes vom Quadras in St.Vith ihren Kochlöffel an den „Chef de Cuisine“ Otto Rittersturz, gespielt von Hansi Krings, abgeben musste. Edgar Kaut dankte in seiner Ansprache allen Beteiligten und Unterstützern, ohne die dieser siebenteilige Theatermarathon überhaupt nicht möglich sei und gab sodann den Startschuss zu einer Zwerchfellattacke in drei Akten. Das Stück „Fanny kann’s nicht lassen“ handelt vom kleinen Schlosshotel „Zum Rittersturz“. Dort treibt seit einiger Zeit ein Dieb sein Unwesen. Schmuckstücke verschwinden wie von Geisterhand und tauchen aber seltsamerweise immer wieder im Hotelpark zwischen Sträuchern und Bäumen auf. Für Helmine Rittersturz (Anna Maassen), die strenge Hotelchefin, ist dies ein Desaster, da man als renommiertes, „angehendes Sternehaus“ auf gar keinen Fall in Verruf geraten möchte.

Der „Chef der Cuisine“, Otto Rittersturz (Hansi Krings), ein etwas überkandidelter Kochlöffelschwinger wartet sehnsüchtig auf seinen ersten Michelin- Stern. „Ein Stern, der meinen Namen trägt“, trällert Rittersturz zwischen einer „Crème Brûleuse“ und der Suche nach seinen gekauften Gurken. Ein weiterer Charmeur, dem die Rolle auf den Leib geschneidert scheint, ist Gustav von Scharf (Reinhold Lenges), der mit seiner jungen Freundin Kiki Geier (Léa Léonard), die durchaus seine Tochter oder vielleicht sogar seine Enkelin hätte sein können, einen vergnüglichen Hotelaufenthalt genießt. Die auf das Vermögen von Gustav spekulierende Kiki hat im Juwelierladen in St.Vith eine herrliche Halskette erspäht, die ihr „Götter-Gusti“ ihr unbedingt kaufen muss. Gustav von Scharf ist zwischen Kikis Charme und eigenem Geiz hin- und hergerissen und lässt sich schlussendlich erweichen. Dem treuen Hausdiener Johann (Norbert Scheuren) klagt von Scharf sein Leid: „Ich bin den jungen Weibsbildern nicht mehr gewachsen. Ich muss jetzt schon die doppelte Portion Baldrian schlucken.“ Doch das Drama nimmt seinen Lauf, als Kiki Geier ins Hotelfoyer stürmt und vom Diebstahl ihres neuen Armbandes berichtet.

Alle geraten in helle Aufregung; zuletzt gesehen habe sie das Armband auf dem Waschtisch, erklärt die junge Frau. Und ja, sie habe wohl die Balkontür aufgelassen. „Da muss jemand eingestiegen sein.“ „Aber Sie wohnen im dritten Stock“, gibt Hotelbesitzerin Hermine Rittersturz daraufhin zu bedenken, was die Lage nicht besonders entschärft, sodass die treuen Angestellten Johann und Fanny sofort in Verdacht geraten. Als dann noch die so steinreiche wie betagte Loretta von Spinnheimer (Maria Maus) zusammen mit ihrem blutjungen Freund Carlo (Dirk Hoffmann) die Bühne betritt, verfällt Frau Rittersturz regelrecht in Panik, scheint doch der lang ersehnte Stern nun mehr denn je in Gefahr, sitzt Loretta von Spinnheimer doch in der Jury der Gourmettester und könnte für das heiß ersehnte Sternchen das Zünglein an der Waage sein. Externe Unterstützung muss her: Hermine engagiert kurzerhand die beiden trotteligen Privatdetektive Fred Feuerstein (Stephan Scheuren) und Berni Geröllheimer (Patrick Hoffmann), die inkognito in Schulze& Schulze-Manier den Juwelendieb im Schlosshotel „Zum Rittersturz“ dingfest machen sollen.

Wer ist für den Diebstahl des Armbandes verantwortlich?

Da sie inkognito anreisen, werden sie von dem in die Jahre gekommenen Hausmädchen Fanny (Nathalie Berners) sogleich als Tatverdächtige ins Visier genommen, da die leidenschaftliche Krimileserin sich als Nachwuchs-Miss Marple berufen fühlt. Nichtsdestotrotz erkennen die beiden Detektive in Kiki Geier und dem berüchtigten Zuchthäusler Carlo Brutalo, ein versiertes Ganovenpaar, das offensichtlich „gemeinsame Sache“ macht.

Doch sind Kiki und Carlo wirklich die Diebe des Schmucks? Ob am Ende der humorvollen Verwicklungen der Schmuckdieb gefasst und der gute Otto Rittersturz seine Michelin-Auszeichnung bekommen wird, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, damit die Besucher der noch folgenden Aufführungen ebenfalls gespannt sein dürfen. Natürlich kommt es auch hinsichtlich der verschiedenen „Anbandeleien“ zu einem wahren Happy-End, sodass sich die ganze Geschichte in Wohlgefallen auflöst.

Eine zweistündige Lachmuskelstrapaze, bei der die Zuschauer voll auf ihre Kosten kommen. Somit wird die Theatergruppe „Fröhliche Runde“ ihrem exzellenten Ruf gerecht. Eine tolle Leistung aller Darsteller, des Regisseurs Bruno Lenges, sowie der Bühnenbauer, die wahrlich „Schlosshotel“- Flair an den „Moljer Bahnhof“ zauberten. Nach den drei Aufführungen des Wochenendes stehen ab kommenden Donnerstag weitere vier Vorstellungen an.

Der „Chef der Cuisine“, Otto Rittersturz (Hansi Krings), wartet sehnsüchtig auf seinen ersten Michelin-Stern.

Quelle: Grenz-Echo 15.01.19