Maldingen
Gesundheit: Landwirt Stephan Scheuren (43) aus Maldingen gilt als einer der ersten Fälle in der DG – Er hat alles gut überstanden
Stephan Scheuren mit Sohn Mirco auf dem heimischen Hof in Maldingen. Er ist froh, dass der „Corona-Spuk“ vorbei ist.
Stephan Scheuren gilt als einer der ersten offiziellen Coronavirus-Fälle in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Der 43-jährige Landwirt aus Maldingen hat die Krankheit gut überstanden und gilt als geheilt. „Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wo ich mir das eingefangen habe“, sagt er. Er ärgert sich allerdings darüber, wie das Umfeld mit seiner Familie umspringt. Von Christian Schmitz
Am 11. März berichtete Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) von den ersten Coronavirus-Fällen in der DG: Dabei handelte es sich unter anderem um Stephan Scheuren aus Maldingen (Burg-Reuland). „Ich hatte mich bereits vor Karneval schlecht und etwas ‚grippig‘ gefühlt“, erzählt der 43-Jährige am Donnerstag gegenüber dem GrenzEcho. „Dennoch habe ich Karneval gefeiert, allerdings nicht in dem Maße, wie von offizieller Stelle der Eindruck erweckt worden ist. Im Triangel, wie zu lesen stand, habe ich zum Beispiel gar nicht gefeiert“, blickt Stephan Scheuren zurück.
Die verschriebenen Mittel, darunter auch Antibiotika, schlugen nicht an.
Nach den Karnevalstagen habe er sich immer noch unwohl gefühlt, doch die Sache weiterhin mit sich herumgeschleppt: „Als Landwirt tut man sich nun mal besonders schwer damit, krank zu ‚feiern‘, weil dies in unserer Branche nicht so einfach ist“, so der Maldinger. Schließlich habe er am Montag, 2. März, doch einen Hausarzt aufgesucht und sich untersuchen lassen.
Die verschriebenen Mittel – unter anderem Antibiotika – hätten in der Folge aber nicht die gewünschte Wirkung gezeigt, sodass er am Sonntag danach die Notaufnahme des St.Vither Krankenhauses angesteuert habe. „An das Coronavirus habe ich in diesem Moment überhaupt nicht gedacht. Für mich war das eine übliche Grippe mit den üblichen Symptomen.“ In der Notaufnahme sei man aber recht schnell stutzig geworden, weil das Antibiotika nicht angeschlagen hatte. Außerdem wies er die klassischen Symptome einer Corona-Erkrankung auf, darunter Husten und Fieber.
In St.Vith habe man sich mit dem Labor der Uni Löwen kurzgeschlossen und schließlich eine Probe entnommen, um der Sache nachzugehen. „Ich gebe zu, dass mir da etwas mulmig wurde, weil ich an der Reaktion des Personals gemerkt habe, dass etwas nicht zu stimmen scheint“, gibt er zu Protokoll. Danach sei er sofort in ein Quarantäne-Zimmer verlegt worden und habe die Nacht in St.Vith verbracht. Am Montagmorgen habe ein Arzt die Verlegung in die Clinique de l'Espérance (CHC) in Montegnée (Lüttich) angekündigt. „Diese Klinik ist spezialisiert auf die Behandlung von Corona-Patienten. Dort habe ich fiebersenkende Mittel und wie in St.Vith eine Infusion erhalten. Am Dienstagabend kam dann die Bestätigung, dass ich positiv auf Corona getestet worden sei“, erklärt Stephan Scheuren.
Wieder etwas später habe man ihm dann die Infusion abgenommen und dazu erklärt, alle Medikamente würden abgesetzt. „Ich hatte zwischendurch schon den Eindruck, man habe mich abgeschrieben“, lacht der 43-Jährige. „Tatsächlich hat man mir aber mitgeteilt, dass ich den Höhepunkt der Erkrankung bereits hinter mir habe und deshalb nicht mehr auf zusätzliche Mittel angewiesen bin. Nachdem ich das Schlimmste überstanden hatte, sollte mein Körper ab sofort ohne Hilfsmittel zurechtkommen, um zu heilen.“ Am Tag danach konnte er nach Hause, musste dann aber noch bis zum Wochenende in Quarantäne bleiben. Diese endete schließlich am letzten Samstag. „Seitdem gelte ich offiziell als geheilt und als immun gegen das Coronavirus“, stellt Stephan Scheuren fest.
Geärgert habe er sich allerdings über die Kommunikation von Gesundheitsminister Antonios Antoniadis. Dieser hatte verlauten lassen, Stephan Scheurens Umfeld sei kontaktiert und bei einigen Familienmitgliedern seien Quarantänemaßnahmen auferlegt worden: „Das stimmt so nicht. Tatsächlich hat sich das Ministerium in Eupen nach meinem Zustand erkundigt und nachgefragt, ob ich mit älteren Personen, die ja zur Risikogruppe gehören, in Kontakt gekommen sei. Mehr nicht. Ich selbst habe meinem Umfeld mitgeteilt, dass es sich in Quarantäne begeben soll. Die Quarantänemaßnahmen sind auch nicht überprüft worden“, kritisiert er. Minister Antoniadis meinte dazu am Donnerstag auf Anfrage gegenüber dem GrenzEcho, in dem besagten Fall sei man darüber informiert worden, dass der Infizierte selbst sein Umfeld verständigt hatte, sodass der zuständige Fachbereich im Ministerium dies nicht mehr übernehmen musste.
Dankeschön an das Pflegepersonal, an Nachbar Markus und Betriebshelferdienst
Wie dem auch sei: Stephan Scheuren ist froh, dass der Spuk vorbei ist und schickt an besonderes Dankeschön an das Pflegepersonal der Kliniken in St.Vith und Montegnée. „Zudem hat mein Nachbar Markus im Betrieb ausgeholfen, als ich ausgefallen bin. Darüber hinaus gab es sehr schnelle Hilfe des Betriebshelferdienstes Ostbelgien. Auch dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Stephan Scheuren.
Frustriert sei er aber über das „Mobbing“ gegen seine Familie gewesen, als seine Corona- Erkrankung öffentlich geworden war: „Da konnten sich meine Geschwister auf der Arbeit böse Nachfragen gefallen lassen, warum sie nicht zu Hause blieben.“
Und im Rückblick fragt sich Stephan Scheuren immer noch, wie er sich das Coronavirus einfangen konnte. „Ich habe bis heute keine Erklärung dafür. Ich war zwar Anfang Oktober zwei Tage in Mailand. Aber seinerzeit sprach noch niemand vom Coronavirus in Europa.“ Dass er selbst als einer der ersten Coronafälle in der DG gilt, gibt ihm zu denken: „In meinen Augen war das Virus schon vorher in Ostbelgien unterwegs, ohne dass dies die meisten bemerkt haben.“
Quelle: Grenz-Echo 20.03.20