Maldingen
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Pressetext: „Laternen-Fenster“ leuchten überall

Aktion: Solidarische Alternative zu den ausgefallenen Martinszügen findet in der Eifel viele Nachahmer

In diesem Jahr müssen die Martinszüge aus den bekannten Gründen leider ausfallen. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch und so schwappte die Idee der baden-württembergischen Familie Brenzliger und ihrer „Lichtschneiderei“ auch nach Ostbelgien rüber. Und zwar mit dem Ziel, ein Zeichen der Hoffnung in den aktuell schwierigen Zeiten zusetzen. von Gerd Hennen

Die St.Vither Schöffin  Anne-Marie  Hermann  griff vor einigen Tagen diese Idee als Privatinitiative auf und fand auch schnell Mitstreiter.  „Die Gemeindeschule Emmels hatte ohnehin, unabhängig von der deutschen Aktion, eine Alternative für den ausgefallenen   Martinszug   geplant.  Es handelte sich hierbei um eine Aktion für das Dorf.  Ich war von der Idee auf Anhieb begeistert und habe in Anlehnung an die Laternen-Fenster-Aktion in Deutschland in Privatinitiative  eine  eigene  Facebook-Seite angelegt.“  Dass dieser binnen kürzester Zeit auf 300 Mitglieder kam, hat Anne-Marie Hermann sehr überrascht. „Damit  hätte  ich  niemals  gerechnet.“  Schnell schlossen sich Gemeindeschulen aus dem gesamten Süden Ostbelgiens diesem Projekt an und auch die Feuerwehr St.Vith ist mit von der Partie.  „Ich bin sehr glücklich und stolz, dass wir über die   Gemeindegrenzen hinaus dieses Zeichen der Hoffnung und der Solidarität setzen können.  Nur mit diesem Zusammenhalt   werden wir den Weg aus dieser Pandemie schaffen“, so der Tenor.  Auf der Facebook-Seite wurden auch schon einige Fotos von wahren Laternen-Schmuckstücken gepostet, die mitunter bereits seit dem 1.November die Fenster der Wohnhäuser am Abend hell erstrahlen lassen. 

Schulen aus dem gesamten Süden Ostbelgiens schlossen sich der Aktion an.

Die Menschen freuten sich einfach,  an einem gemeinsamen Projekt teilzuhaben – ein Miteinander, das in Zeiten der„sozialen  Distanz“ deutlich zu kurz kommt.   Es wurden gemeinsam mit den Kindern bunte Laternen gebastelt und Windlichter aufgestellt.  Die Stadtgemeinde St.Vith hat zudem im Schaufenster des Tourist-Info einige Laternen als Symbol  der Verbundenheit platziert.
In Emmels geht man einen Schritt weiter, indem die Schulverantwortlichen mit dem Einladungsbrief auch gleichsam das Rezept für den am Martinstag obligatorischen „Weckemann“ verteilten. „Zusammen mit den Eltern können die Kinder dann kreativ werden und ihren leckeren „Weckemann“ zu Hause backen“, erklärt Anne-Marie Hermann. Auch in der Gemeinde Büllingen machte sich die Schöffin Viviane Scharres-Jost Gedanken, wie man den Kindern als Alternative zum Martinszug eine Freude bereiten könne. „Nach einem Brainstorming stand eine Ideensammlung fest. Auch wir haben Laternen-Fenster-Projekt für uns entdeckt. Die Lehrer und Eltern waren sofort begeistert, die Resonanz ist überwältigend und lässt hoffen, dass wir viel Licht ins Dunkel der Zeit bringen können“, so Viviane Scharres-Jost. Als kleine Belohnung für die gebastelten Laternen und die Ausstellung in den heimischen Fenstern erhält jedes Schulkind von der Gemeinde einen„Weckemann“, der am 16. November unter Wahrung aller Hygienemaßnahmen verteilt wird. „Jeder kann natürlich mitmachen, damit wir unsere Dörfer in hellem Glanz erstrahlen lassen können“, so die Büllinger Schöffin weiter. Es sei vor allem für die Kinder wichtig, ihre Bastelarbeiten aus der Schule einem Publikum zu präsentieren.
Auch die Dorfgruppe Maldingen machte sich Gedanken bezüglich des abgesagten Martinszuges in der Gemeinde Burg-Reuland. „Ursprünglich hatte die Elternvereinigung die Idee, einen kleinen Fackelzug durchs Dorf zu organisieren. Die Verschärfung der Hygienemaßnahmen machten aber einen Strich durch diese Planung, so dass unser Komitee-Mitglied Wolfram Schrankel die Idee der„Laternen-Fenster“ in die Runde warf. Wir waren sofort von dieser Idee begeistert und starteten die Vorbereitungen“, so Hansi Krings von der Dorfgemeinschaft Maldingen. Ursprünglich habe man auch leckere Kürbissuppe reichen wollen. „Die Suppe konnten wir nicht machen, aber die ausgehöhlten und beleuchteten Kürbisse zieren seit dem 1.November nun die Ortseingänge unseres Dorfes und sollen den Durchreisenden ein Zeichen der Hoffnung sein“, so Hansi Krings. Zudem werden die Komiteemitglieder der Dorfgemeinschaft Maldingen am 11. November jedem Schulkind einen „Weckemann“ auf die Türschwelle legen. „Wir möchten uns auf diesem Weg bei den Kindern für ihren Basteleinsatz bedanken und ihre Arbeiten im Dienste der Solidarität und Nächstenliebe wertschätzen.“

Abendliche Familienspaziergänge erwünscht

Die  Aktion der baden-württembergischen Familie Brenziger geht derzeit viral und  findet weltweit Nachahmer. So bestätigt   Initiatorin Jennifer Brenziger auf ihrer Facebook-Seite Rückmeldungen aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Österreich, Südtirol, Belgien und sogar aus einer deutschen Gemeinde in Hongkong. St. Martin stehe für eine zentrale Botschaft, nämlich das Teilen - und das auch oder viel mehr gerade in diesen schweren Zeiten der Corona-Pandemie. Über die Grenzen der Konfessionen hinweg sei das Beispiel von St.Martin demnach das Erinnern an die Grundlagen der Nächstenliebe. „Wenn wir unser Licht und damit die Freude teilen, ist dies sicher auch ganz im Sinne von St. Martin.  Da gibt es sicherlich nicht nur von dem „römischen Soldaten mit dem roten Mantel“ - um im Social-Media-Jargon zu bleiben - ein dickes „Gefällt mir“, meinte Anne-Marie Hermann abschließend. Familien können bei abendlichen Spaziergängen das „Licht der Hoffnung“ nach außen tragen, damit es von möglichst vielen Menschen und Bürgern gesehen wird.

Quelle: Grenz-Echo 07.11.2020