Maldingen
Theater: „Fröhliche Runde“ in der höchsten Spielklasse bestätigt - Schwank wird sieben Mal gezeigt
Im Nu waren die sieben Aufführungen der Theaterfreunde „Fröhliche Runde“ Maldingen ausverkauft. Unter Leitung von Bruno Lenges hat die Truppe den Schwank „Dat letzt Jämm hat keng Taischen“ einstudiert. Das Besondere: Das Drehbuch zu dem Dreiakter hat Erika Lenges aus Maldingen geschrieben.
Traditionell wurde der Dreiakter durch einen Video-Trailer, produziert von Ernst Veithen und Michael Gommes, eingeleitet. Reinhold Lenges gab dann den Startschuss zur Zwerchfellattacke. Die Handlung spielt auf dem ziemlich heruntergekommenen Bauernhof von Charles Knöterich (Hansi Krings), der sich als absoluter Geizhals zeigt und so bei seiner Familie und dem gesamten dörflichen Umfeld auf wenig Anerkennung stößt.
Auf dem Hof lebt er zusammen mit Knecht Georg (Edgard Kaut) und seiner jüngsten Schwester Helene (Sandra Brühl), die den Haushalt führt. Der Knecht und Helene sind zudem heimlich ein Liebespaar und hoffen inständig auf eine Mitgift. Charles Lieblingsbeschäftigung ist das Zählen seiner Geldscheine - und das gleich mehrmals täglich. Die dicken Geldbündel trägt er Tag und Nacht am Leibe, da er niemandem über den Weg traut. Eines Tages erhält der eiserne Junggeselle aus den Händen der neugierigen Briefträgerin (Sylvie Kaut) Post aus Amerika. Eine entfernte Verwandte mütterlicherseits ist als Kind in die USA ausgewandert und möchte jetzt den alten Geizkragen besuchen. Der Grund ist eine mögliche Erbschaft, die aber nur dann möglich ist, wenn zuvor noch einige Dinge geregelt werden.
Bei dem Wort „Erbe“ läuten bei Charles natürlich sofort die Alarmglocken, hofft er doch, eine fette Scheibe von dem „Geldbraten“ abzubekommen. Leider er der englischen Sprache nicht mächtig, sodass er das Kleingedruckte nicht so recht versteht. Hilfe erhält er von seiner Nichte Cora (Lea Leonard), die im benachbarten Crombach wohnt. Sie mimt für den „knickerigen“ Onkel die Übersetzerin. Knecht Georg und Schwester Helene möchten die Situation für sich ausnutzen und hecken einen tollen Plan aus. Georg soll in die Rolle der „reichen Tante aus Amerika“ schlüpfen und den „standhaften Charles“ in Bezug auf den Erbteil in die Knie zwingen. Auch die beiden anderen Schwestern werden mit ins Boot genommen. Anna (Anna Maassen) sowie die als Geschäftsfrau in Malmedy erfolgreiche Schwester „Züs“ (Maria Maus) sind sofort mit von der Partie. Bauer Charles sucht indes Beistand bei seinem alten Freund, dem mit „kleinen Lastern behafteten“ Pfarrer Noah (Norbert Scheuren), der sich auf Heimaturlaub befindet und von der peniblen Haushälterin „Bäb“ (Nathalie Berners) umsorgt wird. Georg wickelt Charles mit Schläue und Raffinesse schnell um den Finger und weckt in dem „ahlen Jongjesell“ sogar Liebesgefühle. Auch die Gemeinde erfährt von dem Besuch aus den USA und entsendet Gemeindesekretär (Stephan Scheuren) zur Planung eines „Empfangs mit vollem politischen Brimborium“. In diese hektische Szenerie platzt schließlich der Handwerksgeselle „Toni“ (Dirk Hoffmann) der sich auf der Walz befindet. Toni und Cora kommen sich schnell näher und damit nimmt das Chaos so richtig seinen Lauf.
Von der Jury wurden die Theaterfreunde in der Höchsstufe bestätigt.
Als Bühnenbauer fungierten Marco Hermann, Bruno Lenges und Norbert Scheuren, während Petra Lenges und Chiara Brühl für die Maske verantwortlich zeichneten. Den Part der Souffleuse übernahm Hedwig Gillessen. Von der Jury wurde die Leistung der „Fröhlichen Runde“ mit der Bestätigung in der Höchststufe honoriert. Ein großes Kompliment verdient sicherlich Regisseur Bruno Lenges, der „sein“ Ensemble während der intensiven Probenarbeiten souverän und mit sicherer Hand führte. Die „Fröhliche Runde“ unterstützt bereits seit Jahren mit ihrer Aufführung einen guten Zweck. In diesem Jahr stellen die Theaterfreunde der Missionsgruppe Neidingen für ihr Brunnenprojekt im Kongo 1.000 € der Gesamteinnahmen als Spende zur Verfügung.
Mit Handwerksgeselle Toni wird das Chaos perfekt.
Von Gerd Hennen
Nachgefragt:
„Vor allem ältere Dorfbewohner werden den einen oder anderen Charakter wiedererkennen“
Die Vorlage zum diesjährigen Theaterstück stammt von Erika Lenges aus Maldingen.
Wie kamen Sie dazu, einen Schwank zu schreiben?
Diesen Schwank habe ich bereits 2005/2006 geschrieben. Er liegt also schon lange in der Schublade. Damals führte Bruno Lenges noch keine Regie und ich traute mich nicht so recht. Wir haben immer wieder über das Stück gesprochen, fanden aber nie den richtigen Zeitpunkt. Letztes Jahr fasste ich dann den Mut, das Drehbuch einem Akteur aus Maldingen zu geben. Ich habe den Schwank dann nochmals überarbeitet und eine neue Person in die Geschichte eingebunden. Dann kam es zur Kooperation.
Haben die Schauspieler auch Lokalkolorit eingebaut?
Ja, vor allem der dritte Akt wurde arg abgewandelt. Ich bin keine professionelle Drehbuchautorin, sondern schreibe nur aus Spaß und war mit diesen kleinen Änderungen einverstanden. Die Truppe hat sich sehr viel Mühe gegeben und Bruno hat gute Nerven benötigt, damit das Stück in dieser Form auf die Bühne gebracht werden konnte.
Handelt es sich um eine rein fiktive Story oder ist auch eine Prise Realität im Spiel?
Die Geschichte handelt von einer Weste - und zu dieser Weste habe ich eine spezielle Person im Kopf, die auch existiert hat. Diese Person war genau wie der Bauer Knöterich vom schnöden Mammon besessen und vergaß, das Leben zu schätzen. Rund um diesen Bauer ist der komplette Handlungsstrang geflochten worden. Vor allem die älteren Dorfbewohner werden den einen oder anderen Charakter sicherlich wiedererkennen.
Ist dies Ihr einziges Werk oder kann sich der Theaterfreund auf weitere Geschichten freuen?
Ich habe noch ein weiteres Stück geschrieben, aber ich weiß noch nicht, ob das etwas für die Maldinger ist. Ich habe mich schon mal umhört, um diese Drehbücher über die Lokalgrenzen hinaus zu präsentieren, aber offensichtlich ist das eine schwierige Angelegenheit. Wer weiß, was die Zukunft noch bringt. Es war auf jeden Fall eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.
Waren Sie auch bei den Proben zugegen?
Ich habe einigen Proben beigewohnt. Ich habe mir das Ganze völlig anders vorgestellt, da ich selbst ja keine Schauspielerin bin und überhaupt nichts von der ganzen Vorarbeit wusste. Es war auf jeden Fall interessant, in die Welt des Theaters hinein zu schnuppern.
Die Tante aus Amerika ist irgendwie seltsam...
Quelle: Grenz-Echo 20.01.2020