Maldingen
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Pressetext: Die Maldinger halfen „Brücken bauen“

Dorferneuerungspreis: Dorfgemeinschaft als ostbelgischer Vertreter bei der Europäischen Preisverleihung im Hofheimer Land dabei

Die 30-köpfige Delegation aus Maldingen machte bei der Preisverteilung des Europäischen Dorferneuerungspreises in Hofheim (Unterfranken) eine schöne zwischenmenschliche Erfahrung.

Ende letzter Woche erlebte eine 30-köpfige Delegation der Maldinger Dorfgemeinschaft im unterfränkischen Hofheim (Nordbayern) unter dem Motto „Brücken bauen“ ein europäisches Begegnungsfest, bei dem im Rahmen eines Festaktes die Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise stattfand. Von Arthur Jodocy

Zur Erinnerung: Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft benannte im Dezember2021 die Dorfgemeinschaft Maldingen für die Teilnahme am Europäischen Dorferneuerungspreis 2022. Die Dorfgruppe reichte alsdann bis Juli 2022 eine grundlegende Bewerbung ein, die Anfang Oktober 2022 durch eine interdisziplinäre und internationale Jury bei einer Dorfbegehung in Augenschein genommen wurde.

Die Maldinger wollen eine Partnerschaft mit Thallwitz in Sachsen starten. 

21 Dörfer aus 19 europäischen Mitgliedsländern und -regionen hatten ihre Bewerbung bei der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung mit Sitz in Pixendorf/ Österreich eingereicht, so auch die Dorfgemeinschaft Maldingen aus Ostbelgien.
Die Jury formulierte in ihrer Beurteilung: „Maldingen zeichnet sich aus durch ein ständig wachsendes Engagement für den Ort, ein breites kulturelles Angebot und erfolgreiche Bemühungen, alle Altersgruppen in die Partizipationsprozesse und in das Dorfleben zu integrieren.“
Maldingen wurde für einzelne und mehrere besonders überzeugende Dorfentwicklungsprojekte mit Bronze ausgezeichnet. Der Siegespreis der Europäischen Dorferneuerung wurde an Stadtschlaining vergeben, eine Stadtgemeinde im österreichischen Burgenland.
Alle Dörfer und Regionen stellten sich mit Informationen und regionalen Produkten an ihren Präsentationsständen vor. Hier liefen viele Gespräche und Begegnungen ab. Die Maldinger fühlten sich in der Rolle der Botschaftsträger für Ostbelgien wohl. Auch die Kontakte beim Besuch an den Infoständen der anderen europäischen Regionen waren aufschlussreich und stärkten ein gutes Gefühl europäischen Zusammenhalts.
Am Maldinger Präsentationsstand herrschte reger Zulauf. Das Interesse an Ostbelgien war erstaunlich groß. Das zeigte sich am Weggang der Infobroschüren und Infofaltblätter über Ostbelgien. Auch „geschmacklich“ wurde Ostbelgien vorgestellt. Denn die ostbelgischen Genussmittel der Brauerei „Eifel Domaine Berterath“, der Brennerei Radermacher Raeren, der Schinkenräucherei Montenau, der Fairebel Kooperative und der Göhltaler Käserei sorgten dafür, dass den Besuchern die Zunge nicht am Gaumen klebte. So schafften die Gespräche untereinander ein erfreuliches Erlebnis. Hansi Krings, Vorsitzender der Maldinger Dorfgruppe, durfte sich über eine angehende Dorfpartnerschaft mit der sächsischen Dorfgemeinde Thallwitz im Landkreis Leipzig freuen. Mit Handschlag einigten er und Bürgermeister Thomas Pöge sich auf den Start der Dorfpartnerschaft.
Mit dem Erleben des am Donnerstagabend stimmungsvoll gestalteten „Fränkischen Abend“ mit zünftiger Blasmusik und Bewirtung seitens der örtlichen Vereine war für die Maldinger das Eis gebrochen. So war für Stimmung in den nächsten Tagen gesorgt.

Das Hofheimer Land entdeckt und erlebt.

Am Freitagvormittag waren die aus den verschiedenen Regionen angereisten Gäste eingeladen, an verschiedenen Exkursionen teilzunehmen, die das Entdecken und Erleben der ländlich geprägten Gemeinde-Allianz Hofheimer Land ermöglichten. So bestand ein Angebot, dem sich einige Maldinger anschlossen, in einem Ortsrundgang zum Thema „Gelungene Innenerschließung“ im Ortsteil Rügheim. Hier verschafften sich die Teilnehmer einen Überblick über die Neugestaltung des Marktplatzes, des Dorfgemeinschaftshauses „Alte Schule“, des vorbildlich renovierten Dreiseiten-Hofes, sowie der örtlichen Töpferei. Zum Abschluss stand die Besichtigung des Rügheimer Brauhauses mit Bierverkostung und Vorstellung der traditionellen Haßbergertracht der Frauen an. 
Eine andere Gruppe Maldinger interessierte sich bei einer Wanderung in Ermershausen für das Konzept jahrelanger nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Die Wanderung führte über einen Weg am „Grünen Band“ an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze entlang. Als Gedenkmahnmal war hier ein ehemaliger Grenzstreifen wirklichkeitsnah erhalten geblieben. Eine Führung durch den Gemeindewald mit einem dort verantwortlichen Förster vermittelte der Gruppe einen Einblick in das Konzept jahrelanger nachhaltiger Waldbewirtschaftung. 
Laut Rudi Berners, Dorfgruppenmitglied aus Maldingen, war auch der Bericht von Zeitzeugen zur Geschichte von Ermershausen sehr aufschlussreich. Ermershausen ist die kleinste Gemeinde Unterfrankens mit 626 Einwohnern und trägt aufgrund des erfolgreichen zivilgesellschaftlichen Protestes gegen eine Eingemeindung und wegen ihres politischen Engagements den Titel „Ort der Demokratie“. Zum Abschluss des Besuches wurde noch mit einem in Ermershausen gebrauten „Ermetzer Rebell Hell“ auf die gelungene Begegnung angestoßen. 

Höhepunkt war am Freitag ab 15.30 Uhr der Festakt zur Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2022 unter dem Motto „Brücken bauen“. Den Festakt in der geschmückten Hofheimer Sporthalle eröffneten die für die Moderation Verantwortlichen Doris Hofbauer, Mitarbeiterin bei der ARGE, und Carlo Lejeune, Vertreter Ostbelgiens in der ARGE, mit einer Begrüßung der 600 Gäste aus 25 Regionen Europas. Unter viel Applaus stellten sie in Bild und Ton die 21 Dörfer und Gemeinden vor, die einen Preis gewonnen hatten.  Hofheimers Bürgermeister Alexander Bergmann begrüßte ebenfalls die Gäste, unter ihnen insbesondere die anwesenden politischen Amtsträger, seien es Mitglieder des EU-Parlamentes, des Landes Bayern, der Region Unterfranken, sowie die politischen Amtsträger, die mit ihren Preisgewinnern nach Hofheim gereist waren.  In den Ansprachen wurden die Leistungen der 21 Teilnehmerdörfer und -gemeinden gelobt. So hieß es: „Wir feiern jede Leistung, die eingebracht wurde, um die Zukunft der Dörfer und Gemeinden zu gestalten. Wir feiern die engagierten Menschen, die Zukunft mitgestalten zum Wohle der kommenden Generationen. Der Ländliche Raum ist der Zukunftsraum in Punkto Klimaverbesserung, Digitalisierung, Natur und Freiraum. Es ist ein Raum, in dem kreative Köpfe aktive Bürger*innen unterstützen und nicht belehren und somit Orte der Demokratie und des Enthusiasmus entstehen lassen. Frau Therese Friewald-Hofbauer vertiefte in ihrem poetisch gestalteten Bild-Vortrag berührende Gedanken: „Die Aussagen zu den eingebrachten Leistungen der Teilnehmerdörfer und -gemeinden sind wie eine Stimme, die in den Herzen ankommt und die das „Brücken bauen“ ermöglicht. Diese Stimme verschafft jungen Menschen in ihren Ängsten und Sorgen um das Morgen Mut und Weitblick, um bewährte Qualitäten ihrer Lebensräume zu vertiefen und Altes loszulassen. „Brücken bauen“ - so das Motto - hilft Gräben zu überwinden. Die Preise an die Gewinner und an den Sieger übergaben der Sächsische Staatsminister Thomas Schmidt, die Architektin Prof. Nadja Häupl und ARGE Geschäftsführerin Therese Friewald-Hofbauer.  Untermalt war die gesamte Feier mit musikalischen und gesanglichen Beiträgen Hofheimer Musikvereine und Chöre. Dem Festakt schloss sich dann im Festzelt ein Stehempfang an. Zum Ausklang hieß es dann: „Miteinander Brücken bauen“ beim Kennenlernen, beim Erfahrungsaustausch, beim Feiern, beim Musizieren und Tanzen im Festzelt sowie an den Infoständen in den Straßen Hofheims.

Am Samstagvormittag wurden zum Kennenlernen der Hofheimer Stadt und Region weitere Exkursionen und Führungen angeboten. Um 13 Uhr war dann die offizielle Verabschiedung, die mit dem vom Thallwitzer Chor und allen Teilnehmern gesungenen Lied „So ein Fest, so wunderbar wie in Hofheim…“ abgerundet wurde. Reich an frohen Erfahrungen, Begegnungen und nachhaltigen Erlebnissen traten die Maldinger ihre Heimreise an.

Am Präsentationsstand der Maldinger in Hofheim herrscht viel Zulauf. Das Bild zeigt die Maldinger mit den Vertretern der Dorfgemeinschaft Thallwitz im Landkreis Leipzig in Sachsen, mit der eine Dorfpartnerschaft angestrebt wird.

STIMMEN
„Wir haben Ostbelgien und Maldingen gut rübergebracht“

Ministerin Isabelle Weykmans: „Als Ostbelgien spiegeln wir uns in der Freude von jedem einzelnen Preisträgerdorf, mit dem wir uns verbunden und befreundet fühlen. Das macht die Stärke des Landlebens aus und das ist in einem europäischen Kontext das Fundament unserer gemeinsamen Werte. Herzlichen Glückwunsch an alle engagierten Dorfgruppen!“ 
Mario Feyen hatte als Dorfbewohner an der Fahrt nach Hofheim teilgenommen. Nach seinen Eindrücken zur gemeinsam erlebten Festveranstaltung gefragt: „Ich bin begeistert, dass alle Mitfahrenden so gut während der drei Tage zusammengehalten haben. Es herrschte ein gutes Einvernehmen zwischen Jung und Alt. Wir haben Ostbelgien und Maldingen gut rübergebracht, d.h. viele Besucher an unserem Infostand haben Ostbelgien und Maldingen kennengelernt. Es gab keine Hindernisse, mit den Teilnehmern aus anderen Regionen Kontakt aufzunehmen. Ich war erstaunt, dass überwiegend viele Teilnehmer aus den Dörfern und Gemeinden mit ihrem Bürgermeister und politischen Vertretern angereist waren. Leider war dies für Ostbelgien und Maldingen nicht der Fall.“ 
Anita Berners, Mitglied der Dorfgruppe Maldingen, war ganz begeistert von dem erlebten Zusammensein mit vielen Menschen unterschiedlicher Regionen Europas. Besonders gefallen haben ihr auch die Exkursionen, verbunden mit Wanderungen in der Natur des Hofheimer Landes: „Mir bleibt das Konzept der Generationswälder in Erinnerung, wo auf gleicher Fläche junge wie alte Bäume zusammen aufwachsen. Ein Kahlschlag wird somit vermieden. Die angelegten Streuobstwiesen mit integrierten Bienenhäusern waren gelungene, nachahmenswerte Projekte.“ 
Hansi Krings: „Wir hatten in der Dorfgruppe immer wieder die Idee, eine Partnerschaft mit einem europäischen Dorf einzugehen. Ich freue mich, dass wir mit der Dorfgemeinde Thallwitz demnächst eine offizielle Dorfpartnerschaft besiegeln werden.“ 
Wolfram Schrankel hatte mit dem Planungsteam alle organisatorischen Vorbereitungen für den Aufenthalt in Hofheim getroffen. Nach seinem Eindruck gefragt: „Die dreitägige Festveranstaltung war mit Sinn und Verstand durchgeführt. Wir sind netten Leuten begegnet und haben reichliche Informationen zusammengebracht. Ich fahre froh und zufrieden zurück nach Maldingen. Ich lebe eine starke Motivation, bei der Dorferneuerung in Maldingen mitwirken zu können.“ 

Quelle: Grenz-Echo 17.05.2023 (komplettiert)