Maldingen
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Pressetext: Mit Opa auf dem Jakobsweg

Lebenserfahrung: Opa Hansi und Enkel Angelo Krings wanderten gemeinsam auf den Pfaden des Heiligen Jakobus

Erschöpft, aber um eine tolle Erfahrung reicher kehrten Hansi Krings und sein Enkelsohn Angelo von ihrer gemeinsamen Wanderung auf dem Jakobsweg in Nordspanien zurück.

Angelo Krings wird die Solidarität zwischen den Pilgern auf dem „Camino del Norte“ in sehr guter Erinnerung bleiben.

Eine Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg ist mit Sicherheit ein unvergessliches Abenteuer - insbesondere, wenn man sie mit einem nahe stehenden Menschen teilt. So auch im Fall von Opa Hansi Krings und seines Enkels Angelo, die sich während der Osterferien gemeinsam auf dem einzigartigen „Camino del Norte“ auf den Weg von Hendaye nach Bilbao gemacht haben. Von Gerd Hennen

Für Opa Hansi war es eine willkommene Wiederholung, hatte er doch im vergangenen Jahr an 39 Wandertagen bereits 900 km des Jakobsweges zurückgelegt. Die Idee zu dieser „Alt-Jung“-Challenge entstand rein zufällig bei einem Familienbesuch in Emmels. „Ich habe von meinen Reiseeindrücken berichtet und meinte zu Angelo, dass das auch etwas für ihn sein könne. Als er spontan mit „ja“ antwortete, ging alles ganz schnell, denn nun wollte ich keineswegs mehr einen Rückzieher machen“, erzählt Hansi Krings.

Mit Zug und FlixBus bis an die spanische Grenze

Für Angelo Krings war die Reise eine willkommene Gelegenheit, Zeit mit seinem Opa zu verbringen und zudem eine sportliche Herausforderung anzunehmen. Für seinen Enkel hatte Hansi Krings eine besondere Route ausgewählt. „Ich wollte schon immer mal den Camino del Norte wandern, da die Reiseberichte von Pilgern einfach begeistern.“
Der Camino del Norte ist eine beeindruckende Pilgerroute des Jakobsweges und führt entlang der malerischen Nordküste Spaniens, die für ihre atemberaubenden Landschaften und historischen Sehenswürdigkeiten bekannt ist. Diese Route bietet Wanderern und Pilgern eine einzigartige Gelegenheit, in die reiche Kultur und Geschichte Spaniens einzutauchen. Für die 204 Kilometer lange Strecke von Hendaye an der spanisch-französischen Grenze bis Bilbao planten die beiden Ostbelgier ursprünglich zehn Etappen ein. „Wir haben es schlussendlich in acht Etappen geschafft, stießen aber aufgrund der anspruchsvollen Topografie an unsere Grenzen. Die herrliche Landschaft und der Meerblick halfen uns, die Strapazen zu überstehen.“
Aufgrund der zerklüfteten Küstenlinie geht es auf dem Panorama-Wanderweg stets bergauf und bergab. „Eine Etappe beinhaltete insgesamt 1.140 Höhenmeter rauf und runter - und das mit einem neun Kilogramm schweren Rucksack auf dem Rücken. Das war selbst für mich als erfahrenen Wanderer eine große körperliche Herausfordertung, Angelo meisterte sie mit Bravour“, so Hansi Krings.
Die Reise begann Anfang April per Bus und Zug in die Stadt Luxemburg, wo die beiden Wanderfreunde den Flix-Bus in Richtung Paris bestiegen. Die Wartezeit in Paris nutzten die beiden, um ein kleines, 3,5 Kilometer langes Warm-up flussaufwärts der Seine zu wandern, bevor der Anschluss-Flix-Bus sie nach Bayonne im Südwesten Frankreichs brachte. Mit dem Regionalzug ging die Reise schließlich nach Hendaye, dem Startpunkt der Pilgerreise. „Am ersten Tag haben wir 18 Kilometer zurückgelegt und tauchten in die herrliche Landschaft mit azurblauem Meer und teils unberührter Vegetation ein“, äußerte sich Hansi Krings. Während fünf Tagen wanderten Opa und Enkel der Atlantikküste entlang und genossen neben dem Meerblick auch das herrliche Naturschutzgebiet mitsamt seinen typischen Eukalyptuswäldern. „Das Wetter war einmalig. Es hat nie geregnet und die Temperaturen waren äußerst angenehm. Dennoch fingen wir uns einen kleinen Sonnenbrand ein“, resümierten die beiden Wanderer.

Zwölf Personen aus neun Nationen an einem Tisch

Unterkunft fanden sie in Herbergen und Hostels, was im Nachhinein als Problem der sonst sehr gelungenen Reise dargestellt werden kann: „Die Spanier sind während der Osterferien alle unterwegs. So genießen sie ihre fünf Ferientage in vollen Zügen. Entsprechend groß war der Andrang in den Städten. Auch was die Herbergen anbelangt, hatten wir mitunter großes Glück, unterzukommen. Eines steht jedenfalls für mich fest: Während der Osterzeit werde ich keinen Jakobsweg durch Spanien mehr unternehmen.“ Auf dem Jakobsweg herrscht eine familiäre und freundliche Atmosphäre, in der sich die Wanderer gegenseitig unterstützen und ermutigen – es ist ein Ort, an dem Menschen unterschiedlicher Herkunft und Glaubensrichtungen zusammenkommen, um eine gemeinsame Erfahrung zu teilen und Freundschaften zu schließen. Und gerade dieses Lebensgefühl schätzt Enkel Angelo nach der Rückkehr am meisten. 
„Die Wanderer sind wie eine große Familie, das ist schon ein beeindruckendes Gefühl. Da hilft jeder dem anderen. Wildfremde Menschen boten uns ihre Hilfe bei der Zimmersuche an und aus diesem Kontakt sind schließlich Freundschaften entstanden“, erzählt Angelo begeistert. Hansi Krings kannte seinen Enkel bislang als eher verschlossenen und in sich gekehrten Jugendlichen, doch in Spanien blühte er regelrecht auf und suchte den Kontakt mit anderen Menschen. Selbst Sprachbarrieren wurden mit Mimik und Gestik schnell überwunden. Angelo feierte gemeinsam mit seinen neuen Freunden während der Wanderung auch seinen 15. Geburtstag mit einem improvisierten Geburtstagskuchen und einer Kerze. 
Als die wohl einprägendste Erinnerung nennen die beiden Weltenbummler ein Abendessen in einem Hostel, bei dem insgesamt zwölf Personen aus neun Nationen am Tisch saßen und sich eifrig unterhielten. „Diese gelebte Gemeinschaft ist ein besonderer Aspekt, den ich an diesen Pilgerreisen so liebe und schätze“, so Hansi Krings. Nach acht Wandertagen und 204 Kilometer Wegstrecke erreichten die beiden ostbelgischen Wanderer Bilbao, eine Stadt voller kultureller Schätze und vielen Sehenswürdigkeiten, die von modernen Architekturwerken bis hin zu historischen Denkmälern reichen. Die gewonnene Zeit nutzten beide zur Erkundung der Stadt. „Das Guggenheim-Museum, die Schwebefähre in Puente de Vizcaya, die Altstadt Casco Viejo mit dem idyllischen und betriebsamen Plaza Nueva und das San-Mamés-Fußballstadion haben wir uns angeschaut. Bilbao ist wahrlich eine Stadt voller Geschichte, Kultur und Leben“, beschrieb Angelo Krings seine Eindrücke. Nun hieß es wieder Abschied nehmen, doch ahnten die beiden noch nichts von ihrer bevorstehenden Odyssee, denn auf dem Nachhauseweg erhielt Hansi Krings eine SMS mit der Mitteilung, dass die gebuchte Flix-Bus-Reise von Paris nach Luxemburg kurzerhand storniert worden sei. 
„Das war natürlich ein Schock, denn wir kamen um vier Uhr morgens in Paris an und mussten ca. sechs Kilometer quer durch Paris wandern, um zum Bahnhof zu gelangen. Zum Glück gelang es mir, per Handy noch zwei Plätze für den TGV zu buchen. So kamen wir noch früher als geplant in Maldingen an.“ Nach der Reise ist bekanntlich vor der Reise - so auch bei den beiden Pilgerwanderern. „Das werden wir mit Sicherheit wiederholen, denn sowohl Angelo als auch ich haben jetzt das Wandervirus in uns. Auch werden wir mit den neuen Freunden, wie dem Ehepaar Uwe und Gelda aus Venezuela, in Kontakt bleiben.“

Quelle: Grenz-Echo 13.05.2023