Maldingen
Theater: „Fröhliche Runde“ feiert mit Schwank erfolgreiche Premiere – Weitere Aufführungen am nächsten Wochenende
Bürgermeister Gottfried Haselberger (Hansi Krings) verstrickt sich kurz vor seinem Jubiläum in eine Reihe von „alternative Fakten“. Dies sorgt für Verwirrung und viele Lacher.
Nach zwei langen Jahren Pause konnten die Theaterfreunde der „Fröhlichen Runde“ Maldingen am Wochenende endlich wieder auf die Bühne gehen und vor Publikum auftreten. Vor ausverkauftem Haus feierten die Laienschauspieler mit ihrem lokal adaptierten, lustigen Dreiakter „Dat verflixt Jubiläum“ erfolgreich Premiere. Von Gerd Hennen
„Wir sind endlich wieder da“, freute sich die Truppe. Es sei an der Zeit gewesen, endlich wieder zu spielen, denn bei Schauspielern gehe ohne Bühne so manches Theater zu Hause los, hieß es mit einem Augenzwinkern.
Eröffnet wurde der Theaterabend in Maldingen traditionsgemäß mit einem kurzen Film, der mit sehr viel Liebe zum Detail in Eigenregie produziert wurde und die Zuschauer auf die verschiedenen Akteure und ihre Affinitäten einstimmte.
Schon vor Corona war der Schwank unter dem Titel „Rache ist süß“ geschrieben worden.
Beate Irmisch hatte den Schwank kurz vor Corona geschrieben, „als auf der Welt einige Populisten das Sagen hatten und auf dicke Hose machten“. Den Originaltitel „Rache ist süß! Auch Saubermänner haben ein Verfallsdatum“ änderte das Team um Regisseur Bruno Lenges in „Dat verflixt Jubiläum“ um, „übersetzten“ alles in Lokaldialekt und flochten hierbei jede Menge Lokalkolorit gepaart mit spitzer Satire mit ein.
Der mit einer verwechselnd ähnlichen Haarpracht wie Donald Trump ausgestattete „Langzeit-Bürgermeister“ Gottfried Haselberger, gespielt von Hansi Krings, regiert und drangsaliert seine Gemeinde und auch seine Familie wie ein Diktator. Er duldet keinen Widerspruch und lässt auch keine Pannen zu. Zusammen mit seiner Gattin Vroni (Sandra Brühl-Maassen) und der quasi nicht aus der Fassung zu bringenden Mutter Klara (Anna Maassen) betreibt Haselberger ebenfalls das Wirtshaus „Zum kleinen Hasen“, das Schauplatz der turbulenten Komödie ist. Seit 25 Jahren „regiert“ Gottfried nun mit strenger Hand, da bislang auch kein Gegenkandidat für seinen politischen Posten zu finden war. Es steht also ein silbernes Dienstjubiläum an, wobei der „Chef“ selbst sich um seine Ehrung kümmert. Der Dorfpfarrer soll für die Festmesse durch den Bischof ersetzt werden, was der energischen Pfarrköchin Elly Geistig (Maria Maus-Nelles) mächtig missfällt. Sogar der Minister Egidius Proll (Edgard Kaut) hat zusammen mit seiner hochnäsigen und verwöhnten Gattin Beate (Sylvie Kaut-Houscheid) seine Teilnahme zugesagt.
Eigens für diesen Ehrentag des „größten Politikers der Gemeinde“ soll zudem der international bekannte Künstler Balduin Pimperlein, gespielt von Dirk Hoffmann, eine Büste von Haselberger anfertigen. Doch hinter der stoischen und strengen Fassade ohne Fehl und Tadel verbirgt sich im Grunde ein Tausendsassa, der keine Gelegenheit auslässt, um über die Stränge zu schlagen.
So wurde der Bürgermeister bei einem feuchtfröhlichen Besuch der Landwirtschaftsausstellung in Libramont in seinem funkelnagelneuen roten Porsche mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt und geriet kurz darauf sogar noch in eine Polizeikontrolle, die ihm einen Promillewert deutlich jenseits der erlaubten Grenze bescheinigte. Haselberger möchte natürlich die Fassade des Saubermanns und Perfektionisten wahren. So akzeptiert er sogar den Führerschein seiner Gattin, die heimlich den „befreienden Lappen“ bei ihrem Fahrlehrer Felix Schnell (Patrick Hoffmann), gleichzeitig Oppositionsführer im Gemeinderat, geschafft hat und überlässt ihr sogar seinen flotten Sportwagen, um die Minister-Entourage am Bahnhof von Jeilich abzuholen. Unterstützt wird Haselberger in seinem Bestreben, alles unter den Teppich zu kehren von seinem getreuen Gemeindearbeiter Willi Murkser, alias Stephan Scheuren, der nicht nur unter dem Joch des Bürgermeisters, sondern auch unter seiner resoluten und äußerst naiven Ehefrau Martha (Anja Geiben-Scheuren) mächtig zu leiden hat.
Erschwerend für Lokalpolitiker mit blonder Betonfrisur kommt noch hinzu, dass ein Beweisfoto seiner Blitzerfahrt verschickt wurde, das ihn in Begleitung einer Dame zeigt. Guter Rat scheint teuer, denn offenbar hat sich das Glück komplett von Haselberger abgewandt und er gerät immer mehr in Erklärungsnöte. Mit seinem Ansehen geht es drastisch bergab. Um seine diversen Rückschläge bei der Festvorbereitung schönzureden und seine Eskapaden zu vertuschen wird er - wie das große Vorbild jenseits des Großen Teichs - zum Meister, wenn es darum geht „alternative Fakten" zu erfinden.
Vier weitere Aufführungen gibt es am kommenden Wochenende.
Die „Sauftour“ versucht er mit Hilfe von Willi Murkser zu vertuschen, während die im Dorf aufkeimenden Gerüchte als „fake news“ abgestraft werden. Es hilft aber alles nichts: Sein Saubermann-Image erhält mächtige Dellen und wird Stück für Stück demontiert. Die Zuschauer jedenfalls hatten bei den zahlreichen Fettnäpfchen, Eskapaden, Vertuschungsszenarien und Verwechslungen einen Heidenspaß und belohnten die Darsteller mit mehrfachem Szenenapplaus.
Ein tolles Dorftheater, das erneut das hielt, was es versprach, nämlich eine kurzweilige Zwerchfellattacke. Den Laiendarstellern um Regisseur Bruno Lenges gebührt ein großes Lob für ihr Ideenreichtum, die Detailverliebtheit und vor allem für das schauspielerische Talent. Die Rolle der Souffleuse übernahm Hedwig Gillessen, während Norbert Scheuren und Michael Gommes für Film und Kulisse mit verantwortlich zeichneten. Vier weitere Aufführungen stehen am kommenden Wochenende im urigen Theatersaal Christa Gennen am Moljer Bahnhof auf dem Programm. Infos unter Tel. 080- 22 79 98 oder 0478-36 74 19.
Das Stück wurde nicht nur in Dialekt „übersetzt“, sondern hat auch inhaltlich viel Lokalkolorit.
Die Laiendarsteller zeigten viel schauspielerisches Talent. Der Schwank spielt im Wirtshaus „Zum kleinen Hasen“.
Quelle: Grenz-Echo 16.01.2023