Maldingen
Dorfgruppe: Maldingen lud zur Einweihung des „St.Hubertus“-Denkmals und der historischen Infotafeln ein
Das Siegerdorf des Jahres 2013 im internationalen Dorfwettbewerb „Unser Dorf soll Zukunft haben“ hat nichts an Dynamik eingebüßt. Am Wochenende lud die Dorfgruppe Maldingen zur feierlichen Einweihung des neuen „St.Hubertus“-Denkmals sowie der bislang beiden historischen Informationstafeln ein. von Gerd Hennen
Die Idee zu der Errichtung eines Gedenksteins zu Ehren der bereits 300-jährigen „St.Hubertus“-Pilgertradition zwischen Lendersdorf und dem Ardennenort St. Hubert hatte der im vergangenen Jahr verstorbene Nikolaus Scheuren, der selbst mit einigen Maldinger Mitbewohnern regelmäßig an dieser achttägigen Wallfahrt teilnahm.
Die Idee für den Gedenkstein hatte Nikolaus Scheuren.
Bruno Lenges und Jakob Thommessen, ebenfalls Mitglieder der Dorfgruppe Maldingen, griffen die Idee spontan auf und führten diese schließlich bis zur Konkretisierung vor einigen Wochen. Die Lendersdorfer Hubertusschützenbruderschaft, die für den „Grand Pélerinage des Allemands“ verantwortlich zeichnet, wurde 1717 gegründet. Der erste Pilgerfußmarsch mit den Stationen Kalterherberg, Maldingen, Bastogne und schließlich St. Hubert fand kurz darauf im Jahr 1720 statt. Leider machten die Pandemie und der Lockdown im vergangenen Jahr einen Strich durch die geplante 300-Jahr- Feier, sodass sich die Maldinger Dorfgruppe auf einen Gedenkstein zu Ehren der langjährigen Partner- und Freundschaft mit den Kollegen aus Lendersdorf festlegte. Für die Finanzierung des Vorhabens konnten unter anderem die Cera Foundation, die Euregio Maas-Rhein sowie die Deutschsprachige Gemeinschaft gewonnen werden, sodass der schmucke Gedenkstein in belgischem Granit mit Edelstahlapplikationen fortan vor der renovierten Pfarrkirche an die alljährlich stattfindende renommierte Pilgerwallfahrt erinnert.
Der Kult des Heiligen Hubertus entstand im 9. Jahrhundert quasi aus einer Not heraus: die Tollwut grassierte in der gesamten Region und wurde für die Menschen zu einer großen Bedrohung, wusste man doch weder mit der Krankheit noch mit ihrem Ursprung umzugehen. Gottesfurcht und der Respekt vor der Natur sorgten im Mittelalter für eine große Volksfrömmigkeit, sodass Erkrankte um den Segen des Heiligen Hubertus baten. Die Lendersdorfer Wallfahrt ist die wohl letzte große internationale Fußwallfahrt in Europa. Sie geht auf ein im 18. Jahrhundert von den Bewohnern aus Lendersdorf abgelegtes Gelübde zurück, mit dem man göttlichen Beistand in einer Tollwut-Epidemie erbat. Seither findet die Wanderung alljährlich statt. Die Pilger legen während acht Tagen eine Strecke von 320 Kilometer zurück. Erst die Pandemie unterbrach diese 300-jährige Tradition.
Am Tag nach Christi Himmelfahrt verlassen die Pilger Lendersdorf, ein kleines Dorf in der Nähe von Düren in Deutschland, und durchqueren die deutsche Eifel, das luxemburgische Ösling und die belgischen Ardennen, um schließlich in St.Hubert anzukommen, wobei die Reiseroute größtenteils mit der Römerstraße Köln-Reims übereinstimmt. Dass die Pilgertradition auch in unserer schnelllebigen Zeit eine Daseinsberechtigung hat, unterstrich Dorfgruppen-Präsident Hansi Krings: „Die Weltbevölkerung hat sich seit dem 18. Jahrhundert verzehnfacht, es gab eine Menge an Seuchen, Kriegen,Not und Elend wie beispielsweise heute auf den Tag genau vor 20 Jahren bei den Terrorattentaten in New York oder deruns nun schon seit fast zwei Jahren in Atem haltenden Pandemie, sodass die Menschen nach wie vor auf der Suche nach Gottes Beistand und Zuspruch sind. Eine Pilgerwanderung ist das probate Mittel zu sich selbst zu finden.“ Der Präsident hob in seiner Ansprache vor allem die herzlichen und teilweise sogar familiären Kontakte mit den „durchreisenden Pilgern“ hervor. „Maldingen gewährt den Pilgern jeweils freitags und bei der Rückreise am Dienstag ein Dach über dem Kopf. Zahlreiche Gastfamilien erklären sich seit den Anfängen bereit, die Pilger zu empfangen und zu bewirten. Hierbei sind tolle Freundschaften entstanden, sodass die Maldinger auch oft in Lendersdorf zu Gast sein dürfen.“ In diesem Zusammenhang dankte Hansi Krings der Pilgerkoordinatorin Irmgard Krings, die für die Logistik in Maldingen verantwortlich zeichnet.
Für Pastor Batty Hack, der den Gedenkstein segnete, ist das Pilgern wieder voll im Trend und auch bei jungen Menschen „in“, so dass sich eine Gruppe noch in diesem Monat auf den Weg begibt, ein Stück des Pilgerpfades zu wandern. Gemeinschaftsministerin Isabelle Weykmans hob bei der kleinen Feier, an der auch der Regionalverantwortliche der Cera Foundation, Kris De Bruyne, teilnahm, vor allem den Elan und die Harmonie der Dorfgemeinschaft Maldingen hervor, die in den vergangenen Jahren mehrmals durch tolle und vor allem die Gemeinschaft stärkende Aktionen aufwartete. „Hier in Maldingen hat man den Elan des Dorfwettbewerbs mitgenommen, die Kräfte weiter gebündelt und gemeinsam vieles vor Ort und auch grenzüberschreitend geschaffen“, so die Ministerin. Neben der Einweihung des Gedenksteins lud die Dorfgruppe ebenfalls zur feierlichen Vorstellung der neu geschaffenen historischen Informationstafeln ein. Eine historische Tafel weist auf die Kirchengeschichte hin.
Eine Tafel, in direkter Nähe zur Pfarrkirche weist auf die bewegte Kirchengeschichte hin.
Zusätzlich zu Infos zu der in den 1920er Jahren erbauten Pfarrkirche bietet eine zweite Tafel geschichtliche Einblicke in die bereits im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnte Kapelle. Geschichte sei für eine nachhaltige Weiterentwicklung einer Ortschaft von ungemeiner Bedeutung, denn man könne nur den Blick nach vorn richten, wenn man das Vergangene, also die vorhergehenden Generationen, das Vereinsleben, das Dorfleben mit einem Auge im Rückspiegel habe, so Hansi Krings. Eine dritte Infotafel soll in Kürze auch die bewegte Dorfschulgeschichte beleuchten und sowohl Besuchern als auch der eigenen Bevölkerung zugänglich machen. Für die Konzeption und die Übersetzungen der Informationstafeln zeichnete unter anderem ZVS-Mitglied Klaus-Dieter Klauser verantwortlich. Ein tolles Gesamtprojekt, das den großen Zusammenhalt des Dorfes Maldingen wieder einmal verdeutlicht
Quelle: Grenz-Echo 14.09.2021