Maldingen
Hier zu leben, das ist es uns wert!

Maldingen will am Ball bleiben

Dorfentwicklung: Arbeitsgruppen tauschten sich mit Fachleuten aus Norddeutschland aus

Hansi Krings (Mitte) bedankte sich bei den norddeutschen Fachleuten.

Maldingen wurde 2013 im Rahmen der Kampagne „Unser Dorf soll Zukunft haben“, die seit fast 20 Jahren von den Ländlichen Gilden im Auftrag der DG ausgerichtet wird, zum ostbelgischen Siegerdorf gekürt. Ziel der Maßnahme war und ist es, einen aktiven Dorferneuerungsprozess zu kreieren und hierbei die gesamte Bevölkerung anzusprechen. Die Dorfgruppe hat in den vergangenen zehn Jahren ihres Bestehens enorm viel geschafft, sodass es laut Präsident Hansi Krings an der Zeit war, das Erreichte Revue passieren zu lassen und neue Perspektiven für die Zukunft zu skizzieren. Von Gerd Hennen

„Wir waren sehr glücklich, dass die Ländlichen Gilden unserem Wunsch nach einem fachkundigen Monitoring sofort zustimmten und mit Ute Fischer-Gäde und Henning Bombeck gleich zwei Koryphäen im Bereich der Dorfentwicklung verpflichteten, die durch ihre Mitarbeit in Kettenis und Iveldingen-Montenau auch die Eigenarten Ostbelgiens kannten. Unsere Gruppe hat sich lange auf dieses Workshop-Wochenende gefreut“, so Hansi Krings.
Nach einer Bestandsaufnahme am Freitag wurden fünf Arbeitsgruppen gebildet, in denen jeweils ein Themenschwerpunkt analysiert und behandelt wurde. Moderiert und begleitet wurden diese von den beiden Fachleuten aus Rostock, die den „Lokalverantwortlichen“ aber bewusst absolute Handlungsfreiheit gaben. Am Samstag wurden die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe dem Plenum vorgestellt. Die Erkenntnisse und Projekte sollen nun in die weitere Dorfentwicklung Maldingens mit einfließen.
Interessant erwies sich hierbei der Wunsch nach einem Dorfplatz, der nicht wie sonst üblich im Zentrum, sondern in Form eines beispielsweise im Allgäu üblichen Dorfangers angelegt werden soll. „Das Dorfzentrum an der Kirche ist verkehrstechnisch äußerst gefährlich und demnach als Treffpunkt wenig interessant. Weshalb also nicht einen individuellen Treffpunkt etwas abseits des eigentlichen Zentrums schaffen?“, so die Fragestellung von Prof. Dr. Henning Bombeck, der als Professor für Siedlungsgestaltung an der Uni Rostock über viele Erfahrungswerte verfügt. Angedacht wurde somit ein Dorfplatz im Bering des Pfarrhauses, des Schulareals und des neuen Dorfhauses. „Hier können wir die Ortsinteressen bündeln und Generationen zusammenbringen.“
Ein Gemeinschaftsgarten, gemeinsames Kochen von älteren Dorfbewohnern mit den Schulkindern, gemeinsame Aktionen und vieles andere mehr wurden als kurzfristige Ziele ausgelobt. Zudem soll ein Jugendtreff im Pfarrhaus eingerichtet werden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Dorfanger-Projekt zeitnah meistern können. Die Planungen müssten bis Ende Februar abgeschlossen sein, sodass mit einer Teilrealisierung bereits im Frühjahr 2022 gerechnet werden kann“, so der Tenor.
Eine zweite Arbeitsgruppe beleuchtete den Schwerpunkt „Schaffung von Naturräumen“. Auch hier wurde mit der Anlage einer Obstwiese am Bahnhofgelände ein konkretes, kurz- und mittelfristiges Projekt sofort ins Auge gefasst. Auf einem 30 ar großen Areal, das derzeit verwildert, möchte man mit einem lokalen Imker eine Wildblumenwiese schaffen, während zudem ca. 25 Obstbäume mit alten, lokalen Sorten gepflanzt werden sollen. Zur Finanzierung des Projektes sind Baumpatenschaften in Form von Geburtstags-, Hochzeits- oder Gedenkbäumen vorgesehen, während die Schulkinder wiederum bei der Apfelernte und dem Saftpressen mit von der Partie sein können. Auch dieses Projekt soll im Frühjahr starten.
In einer dritten Arbeitsgruppe nahmen die Teilnehmer die „Stärkung und Unterstützung der Dorfgruppe“ unter die Lupe. Hier wurde deutlich, dass es meist an der entsprechenden Kommunikation hapere, sodass jährlich ein bis zwei Infoabende geplant werden, die zur Ideensammlung dienen sollen. „Wir müssen die Menschen zum Nachdenken über ihr eigenes Dorf animieren. Ein probates Mittel hierfür ist beispielsweise ein Malwettbewerb für die Kinder mit dem Thema ,Wie soll mein Dorf aussehen?’“, so Henning Bombeck.
Die Arbeitsgruppe, die sich um die Annäherung von Generationen kümmerte, sprach sich für eine Art „Dienstleistungsangebot“ innerhalb des Dorfes aus. 2022 könnte die Umsetzung beginnen. „Wir werden die Menschen direkt von Haus zu Haus ansprechen und die Bedürfnisse ausloten. Wir denken konkret an einen Fahrbereitschaftsdienst, einen regelmäßigen Mittagstisch sowie an Besuchsdienste.“ In der letzten Arbeitsgruppe, die sich mit der „Schaffung von Wohnraum“ und der „Verkehrsberuhigung“ befasste, stieß man schnell an die Grenzen der Zuständigkeiten. „Wir können als Dorfgruppe nur immer wieder unseren Standpunkt klarmachen und Druck auf die verantwortlichen Instanzen ausüben. Ein gutes Beispiel ist hierbei sicherlich die angedachte Verkehrsberuhigung am Eichweg mit entsprechenden Fahrbahnverengungen. Ähnliches wurde in anderen Orten angelegt, sodass dies auch bei uns durchgesetzt werden könnte.“
Gleiches gelte auch für das Schilder- und Tempochaos am Ortsausgang Richtung Beho. „Wir plädieren für eine durchgehende 70er Zone in der Wittenstraße und werden hierfür auch den Druck bei den zuständigen Behörden der Wallonischen Region erhöhen“, meinte Rudi Berners von der Dorfgruppe. Des Weiteren möchte man als Arbeitsgruppe sogenannte Baulücken im Dorf identifizieren und mittels der gewonnenen Erkenntnisse eine entsprechende Sensibilisierungskampagne starten, damit der Jugend Baugelände in ihrem Ort zur Verfügung gestellt werden können.
Die beiden Moderatoren zeigten sich sehr zufrieden und sprachen von einer positiven Sensibilisierung für die Zukunft. „Die Dorfgruppe als ideale Zukunftswerkstatt mit vielen Facetten, die ineinander einhaken und sich verzahnen können“, so Prof. Dr. Henning Bombeck.
Christian Recker, Referent für „Dorfentwicklung“ der Ländlichen Gilden zeigte sich ebenso angetan: „Die Moderatoren, die im Jahr ca. 40 Dörfer begleiten, sprachen Maldingen für das bisher Geleistete in der Verhältnismäßigkeit ein ,Champions-League-Niveau’ aus. Doch selbst Topleistungen kann man stets in Frage stellen, so auch hier. Man möchte das Projekt, das Konzept einfach auf ein neues Level bringen. Ein externer Blick ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig, um neue Ansatzpunkte zu schaffen. Das wurde in den verschiedenen Untergruppen demonstriert. Maldingen wird nach der Pandemie mit neuem Elan in eine starke Dorfentwicklung gehen und tatkräftig konkrete Projekte umsetzen, um die Zukunftsfähigkeit des Dorfes und der Dorfgemeinschaft zu garantieren.“

Quelle: Grenz-Echo 23.11.2021