Maldingen
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Liegt die schönste Wiese in Maldingen?

Natur: Frédéric Léonard gehört am Donnerstag zu den Finalisten des Wettbewerbs von Natagora, Fugea und Natagriwal

Nächste Woche wird die schönste Wiese der Wallonie erkoren. Und ein Ostbelgier, Frédéric Léonard, gehört zu den Finalisten. Der Maldinger Landwirt hat sich der Bio-Aufzucht verschrieben, was ihm ermöglicht, Wiesen in Natura-2000- oder Naturschutzgebieten zu nutzen.

„Meine Teilnahme fußt eigentlich auf einem Vorschlag von Agra-Ost, die mir nahelegt haben, mich zu bewerben. Dass ich gleich ins Finale kommen und zu den zehn schönsten Wiesen gehören würde, habe ich nicht erwartet.“ Daher wird Frédéric Léonard am Donnerstag auch ohne eine allzu große Erwartungshaltung zum Finale nach Floreffe im Rahmen des „Salon Professionnel de l’Autonomie Fourragère“ reisen. Der Wettbewerb wird von Natagora, Fugeaund Natagriwal organisiert.

Seit 1999 hat sich Frédéric Léonard der Landwirtschaft verschrieben.

Im Jahre 1999 hat sich Frédéric Léonard der Landwirtschaft verschrieben. Zunächst befasste er sich mit der Rasse der Blanc Bleu Belge. „Die Milchwirtschaft hat mich nie groß angezogen. Ich habe zwar die Quoten von meinen Schwiegervater übernommen, diese aber auch recht schnell wieder abgegeben.“
Intensive Landwirtschaft ist ihm ein Gräuel. Er bevorzugt die natürliche Vorgehensweise und so kam er in den Genuss diverser Parzellen, die sich in Natura-2000-Gebieten befinden. Seitdem bewirtschaftet er diese. Die Tiere sind in der Zeit vom 15. Juni bis 15. November auf diesen Weiden anzutreffen. Dabei gibt es genaue Vorschriften. So darf er lediglich ein Tier pro vier Hektar Fläche treiben. Somit beschränken sich die Herden in diesen Gebieten auf vier bis sechs Tiere. „Ich greife auf diesen Weiden nie ein. Sie sind der Natur überlassen und lediglich das Grasen der Kühe sorgt für ein natürliches Mähen.“
Seit 2020 hat Frédéric Léonard seinen Hof umgestellt und die Blanc Bleu Belge (BBB) abgeschafft. Stattdessen zieht er jetzt die Rasse Limousin auf. Sie stammt aus Zentralfrankreich. „Die Bio-Auflagen bei den BBB sind stark reguliert, so darf man z.B. kein Kalb mittels Kaiserschnitt auf die Welt bringen. Da ist man bei den Limousin nicht so streng.“
Seit der Umstellung der Zucht hat er auch die Anerkennung zur Bio-Zucht gestartet. Diese Prozedur läuft über zwei Jahre. Erst wenn diese abgeschlossen ist, kann er die Tiere mit dem Bio-Label verkaufen. Da nur die Tiere auf den Weiden anzutreffen sind und diese ansonsten sich selber überlassen sind, entwickelt sich die Fauna und Flora. Dadurch kehren einige besondere Tierarten zurück. „Man kann dort viele Schmetterlinge beobachten. Auch die Bienen haben mit den Wildblumen genug zu bestäuben. Man kann in den Gebieten Wasserklee, Wildorchideen, die man nur in ganz wenigen Parzellen in der Wallonie noch findet, sowie englische Ginster antreffen. Aber auch aus der Vogelwelt haben sich rare Spezies, wie die Bekassine und der graue Würger, niedergelassen.“
„Ich sehe mich als Gärtner für Europa“, sagt Frédéric Léonard. Man kann es auch zurück zu den Ursprüngen nennen. Er beweist, dass Landwirtschaft auch anders gehen kann. Vor allem mit Blick auf die Klimawende müsse eine Umkehr eingeleitet werden, sagt er. Zudem ermöglicht ihm diese Art von Landwirtschaft gewisse Spielräume, um anderen Aktivitäten nachzugehen. So ist er Jugend-Koordinator beim RUS Gouvy, wo der Bauer herstammt. Auch trainiert er dort Mannschaften. „Wenn ich die Milchwirtschaft noch betreiben wöllte, hätte ich kaum Zeit, mich um diese Aufgaben zu kümmern.“
Frédéric Léonard ist mit dem eingeschlagenen Weg mehr als zufrieden und stellt fest, dass auch durch Corona, ein Umdenken bei den Leuten einsetze. Man wolle mehr zu lokalen und vor allem nachhaltigeren Erzeugnissen, selbst, wenn diese im Preis teurer sein sollten. (glo)

Der Unterschied zwischen der intensiven Landwirtschaft (vorne) und dem Gelände von Frédéric Léonard (dahinter) ist ersichtlich.

Mit diesem Bild wirbt Natagora für die Wiese von Frédéric Léonard. Am Donnerstag entscheidet sich, ob er den Preis in Floreffe gewinnt.

Quelle: Grenz-Echo 18.09.2021